Herford (Westfalen-Blatt / HK / Bärbel Hillebrenner). Die gesundheitliche Versorgung ist nicht nur eine der wichtigsten, sondern auch der größten Herausforderungen für den Kreis Herford. Die Menschen werden immer älter, wollen eine wohnortnahe stationäre und ambulante medizinische Betreuung. Insbesondere der Mangel an Hausärzten macht Sorgen – fast ein Drittel sind über 60 Jahre alt und die Nachfolge ist schwierig.
Fraktionsvorsitzender Michael Schönbeck Der Kreis hat sich deshalb den »Kampf« gegen Hausärztemangel und die Förderung medizinischer Ausbildung auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehört jetzt auch, dem »Verein zur Förderung der medizinischen Ausbildung und Versorgung Ostwestfalen-Lippe« beizutreten – ein einstimmiger Beschluss, der eigentlich schon in der letzten Sitzung des Kreisausschusses gefasst werden sollte. »Wir hatten die Abstimmung zurückgezogen, weil sich der Kreis Minden-Lübbecke Sorgen darüber macht, ob das die Kooperation zwischen Mühlenkreiskliniken und dem Klinikum Herford beeinträchtigen könnte«, sagte Landrat Jürgen Müller. Was es nicht tut: »Wir sind an Verträge gebunden und wollen das Bochumer Moddell, die gemeinsame Ausbildung der Ärzte, weiter unterstützen.«
Den Vereinsbeitritt sieht CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Schönbeck als »unbedingt notwendig«. »Wir wollen in dem Netzwerk mitsprechen und auch die medizinische Ausbildung in der Region mit weiterentwickeln.« Hausärzte müssten dringend in den Kreis geholt werden. Schönbeck forderte die Kreisverwaltung auf, die Situation der Ärzte im Kreis darzustellen und Perspektiven aufzuzeigen, was noch zu tun sei.
Stephen Paul (FDP) hat kein Verständnis für die Aversion des Kreises Minden-Lübbecke gegen einen Beitritt in das OWL-Netzwerk. »Es steht in keinem Widerspruch zur Kooperation mit den Mühlenkreiskliniken. Auch andere Kommunen werben um Hausärzte und der Kreis darf sich da nicht verschließen.« Auch die Grünen wollen, dass der Kreis mit am Tisch sitzt. Ingeborg Balz: »Minden-Lübbecke sollte lieber überlegen, nicht auch mit ins Boot zu gehen.« Und SPD-Fraktionschef Wolfgang Tiekötter sagte: »Es ist der richtige Weg, die Eier nicht nur in ein Nest zu legen.« Der Nachbarkreis habe zwar viel in seine Kliniken investiert, da sei die Sorge verständlich, dass Herford sich aus der Kooperation verabschieden könnte. Aber wenn die medizinische Fakultät in der Uni Bielefeld platziert werde, wolle der Kreis Herford bei der Ärzteausbildung mit berücksichtigt werden. Der Netzwerk-Beitritt sei somit ein logischer Schritt.